Beitrag auf der Webseite vom Göttinger Tageblatt, veröffentlicht am Mittwoch 09.05.2020
Quelle/Link: Göttinger Tageblatt
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Großveranstaltung fällt aus / Verein kann dank Südtiroler Spitzbuam von Rücklagen zehren
Von Kuno Mahnkopf
Fuhrbach. „Geselligkeit Fuhrbach“ nennt sich der Schützenverein in dem Duderstädter Bergdorf. Die Geselligkeit stößt im Corona-Jahr 2020 allerdings an Grenzen. Die Fuhrbacher müssen auf das jährliche Highlight der Dorfgemeinschaft mit Festzelt, Live-Musik, Vergnügungspark und Ausmarsch verzichten. Auch dort ist das Schützenfest, das für das dritte Juniwochenende geplant war, abgeblasen worden. Mit Birkengrün geschmückt und beflaggt werden soll der Ort dennoch, um ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen. „Wir sollten aus der Ferne im Herzen miteinander feiern“ appellieren Vereinsvorsitzender Maik Sieber und Ortsbürgermeisterin Beate Sommerfeld (Fuhrbach Wählergemeinschaft).
Distanz zur Scheibe gehört dazu, soziale Distanz ist ein Novum für die Schützen. Schon Anschießen und Arbeitseinsatz im April mussten wegen Corona unterbleiben. „Die Absage des Schützenfestes war die einzig richtige Entscheidung – auch wenn mir das Herz blutet“, sagt Sieber: „Bei dem Volksfest mit einer Vielzahl an Besuchern hält keiner 1,5 Meter Abstand.“ Auch eine Verschiebung komme wegen der ungewissen Zukunft nicht infrage. Keiner könne voraussehen, was nach Ende August möglich ist, ob Schausteller, Zeltverleih, Bands, Kapellen und Thekenpersonal noch zur Verfügung stehen oder es Terminüberschneidungen gibt.
Dabei war alles schon eingetütet, das Fuhrbacher Schützenfest wegen der ebenfalls abgesagten Eichsfeldtage in Obernfeld um eine Woche vorverlegt worden. Alle Mitwirkenden waren wie üblich ein Jahr zuvor gebucht worden, für Musik sollten der Lederhosen-Express, Jukebox Sixx und Blaskapellen sorgen. Wegen der Ausnahmesituation würden zumindest keine Vertragsstrafen wegen der Absage anfallen, sagt Sieber.
Von den Schützenfest-Einnahmen zehrt der Verein das ganze Jahr. „Mit dem Überschuss bestreiten wir unseren Vereinsetat“, sagt Sieber. Der durch Sponsoren ermöglichte Auftritt der Südtiroler Spitzbuam im vergangenen Jahr mit vielen Besuchern sei ein Glücksfall gewesen: „Dadurch konnten wir Rücklagen bilden, auf die wir jetzt zurückgreifen.“ Die wirtschaftlichen Ausfälle habe der Verein beim Landessportbund angegeben, um Unterstützungsmöglichkeiten auszuloten.
„Das in altbewährter Tradition drei Tage lange Schützenfest ist ein Höhepunkt des Jahres im Ort und kaum zu toppen“, sagt Sommerfeld, die auch Schriftführerin des Vereins ist: „Ausgelassenes Feiern ist in diesem Jahr leider nicht möglich. Wir müssen jetzt schmerzenden Herzens die Zähne zusammenbeißen, durchhalten und im kommenden Jahr wieder durchstarten.“
Unter dem Motto „Fuhrbach hält zusammen“ macht die Ortsbürgermeisterin ihren Mitbürgern Mut, bittet weiterhin um Besonnenheit, Beschränkung sozialer Kontakte und Einhaltung der Hygieneregeln. „Sehr traurig“ ist Sommerfeld auch darüber, dass die für Ende Mai geplante 100-Jahr-Feier des Sportvereins Arminia ebenso flachfallen muss wie das gemeinsame Fest mit dem Thüringer Nachbarort Jützenbach in Gedenken an die Grenzöffnung und weitere Veranstaltungen.
Der Schützenverein habe auch Einnahmeausfälle, weil der Schießstand nicht mehr für Familienfeiern angemietet werden könne, merkt Sommerfeld an. Bis Ende August würden alle Sport- und Vereinsaktivitäten auf Eis liegen. Das gilt auch für Schießwettbewerbe in geschlossenen Räumen. Ein neues Königshaus kann in diesem Jahr deshalb nicht proklamiert werden. Sommerfeld nimmt es mit Humor: „Die Majestäten des Vorjahres haben jetzt die einmalige Chance, zwei Jahre lang amtieren zu können.“
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Die Majestäten des Vorjahres haben jetzt die einmalige Chance, zwei Jahre lang amtieren zu können.
Beate Sommerfeld, Ortsbürgermeisterin
Quellenangabe: Eichsfelder Tageblatt vom 09.05.2020, Seite 6