David Ohse aus Fuhrbach schlüpft für ein Wochenende ins Nikolaus-Kostüm
Fuhrbach. Kinderträume sind an diesem Wochenende in Erfüllung gegangen: Der Weihnachtsmann höchstpersönlich stand vor der Haustür, mit einem Sack voller Geschenke in der Hand. Der Mann im roten Samtanzug besuchte 22 Familien in Fuhrbach, Langenhagen und Brochthausen.
Für zwei Tage ist der Fuhrbacher David Ohse in das Nikolauskostüm geschlüpft. Ohse ist seit drei Jahren Geschäftsführer des Dorfladens in Fuhrbach. So engagiert er sich ehrenamtlich in dem kleinen Ort, während er hauptberuflich als Key Account Manager tätig ist. Hinter dem Dorfladen ist in der Adventszeit üblicherweise ein Weihnachtsmarkt aufgebaut. Da dieses Event in Zeiten der Corona-Pandemie nicht möglich war, entschied Ohse: „Wenn die Kids nicht zu uns kommen dürfen, kommen wir zu ihnen!“
Während der Weihnachtsmann durch Fuhrbach spaziert, hupt der ein oder andere Autofahrer und lacht. Ohse zieht seinen Bollerwagen voller Glühwein, Punsch und Artikeln aus dem Dorfladen unbeirrt hinter sich her. Bloß schnieft er bei den immer steiler werdenden Straßen auf dem Weg zu seinem ersten Termin. Dabei wird er noch viel Energie brauchen: Zehn Hausbesuche warten am Sonnabend auf ihn, am Sonntag zwölf weitere.
Geschenke und Glühwein für Familien
Später am Tag wird er jedoch nicht mehr zu Fuß unterwegs sein, sondern den Bollerwagen samt Geschenke-Sack in den VW-Bus hieven. Dabei ist er nicht auf sich allein gestellt: Nathalie Wolf und sein Bruder Simon Ohse helfen ihm bei dem Transport, der Ausgabe der Geschenke und weiteren Santa-Erledigungen. Sie beide sind ebenfalls ehrenamtlich im Dorfladen tätig.
„Vom Nordpol bin ich gekommen. Wisst ihr, wo das ist?“, fragt Ohse die ersten Kinder, die er besucht. Er hockt vor den Kindern, ein paar Schritte entfernt von der Eingangstür und blickt in ihre erstaunten Gesichter. „Da!“, antwortet eins der Kinder und zeigt in eine Richtung. Als nächstes will der Weihnachtsmann wissen: „Bald ist Weihnachten. Aber was ist morgen für ein Tag?“ „Der erste Advent“, weiß ein Kind. Danach singen die drei „In der Weihnachtsbäckerei“ und werden mit Geschenken belohnt. Ihre Eltern kriegen inzwischen von Ohses Helfern Glühwein eingeschenkt.
Für den Weihnachtsmarkt to go haben die Mitarbeiter des Dorfladens eigens ein Hygienekonzept geschrieben. Ausgestattet mit Einmalhandschuhen und Maske achten sie darauf, den Familien nicht zu nahe zu kommen und mit ihnen an der frischen Luft zu sprechen. Viel Zeit können sie bei den Familien ohnehin nicht verbringen – das lässt der Terminkalender nicht zu. Bloß 30 Minuten sind für jeden Besuch eingeplant.
Freude in der tristen Zeit verbreiten
Ohse ist in Fuhrbach aufgewachsen und kennt die Familien, die er an diesem Wochenende besucht. Daher liegt ihm viel daran, ein wenig Freude zu verbreiten: „Es ist so eine triste Zeit momentan, in der besonders die Kinder leiden.“ Die Familien freuten sich über sein Angebot: So ist Weihnachtsmann Ohse nicht nur ausgebucht an diesem Wochenende, er hat vor und nach der geplanten Schicht noch Termine eingeplant.
Bei seinen Besuchen scheut sich Ohse nicht, die Kinder herzlich zu begrüßen und mit ihnen zu plaudern. „Der Umgang mit Kindern fällt mir nicht schwer. Wenn man ehrenamtlich tätig ist, braucht man schließlich Empathie und Herzlichkeit“, sagt er. Für die Dorfbewohner engagiere er sich auch zu anderen Jahreszeiten gerne, indem er im Dorfladen tätig ist. „Da die Finanzierung nicht einfach ist, sind wir im Dorfladen auf ehrenamtliche Helfer angewiesen.“ Dass Fuhrbach einen Ort hat, wo sich ältere und jüngere Menschen treffen können und miteinander reden, sei ihm – dem Weihnachtsmann für ein Wochenende – wichtig.
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Quellenangabe: Eichsfelder Tageblatt vom 30.11.2020, Seite 6