Zahlreiche freiwillige Helfer, Feuerwehren und Landwirte greifen dem Winterdienst in den Dörfern unter die Arme
Landkreis. Mit vereinten Kräften ist am Wochenende im gesamten Landkreis der Schnee von öffentlichen Bereichen geräumt worden. Es galt vorrangig, Bushaltestellen, Überwege und Kreuzungsflächen von der weißen Pracht zu befreien. Zwar war in der Stadt Göttingen der von den Entsorgungsbetrieben (GEB) verantwortete Winterdienst laut Betriebsleitung kontinuierlich und planmäßig im Einsatz, dennoch gab es vielfach Kritik an Qualität und Quantität der Beräumung. Am Wochenende erfolgte schließlich eine konzertierte Aktion, an der in der Stadt Göttingen neben den GEB-Leuten auch Mitarbeiter des Baubetriebshofes sowie auf ehrenamtlicher Basis Mitglieder der Ortsfeuerwehren sowie Landwirte teilnahmen. Und auch in den Dörfern in der Region haben sich viele Freiwillige an die Arbeit gemacht – mit Besen, Traktoren und schweren Baumaschinen.
Von den 13 Göttinger Ortsfeuerwehren fanden sich rund 100 aktive Mitglieder ein, die Hand anlegten und das im wahrsten Sinne des Wortes. Schneeschieber und Besen rotierten zwischen Roringen und Elliehausen. Einer, dem dieses Engagement ein dickes Lob wert ist, ist der stellvertretende Ortsbürgermeister von Geismar, Thomas Harms (Grüne). Ihn beeindruckte neben der Freiwilligkeit auch die Menge an Schnee, die beräumt werden konnte. „Tonnenweise ist der weggebracht worden“, hebt Harms hervor. Dafür sorgten Tieflader und Lastwagen der GEB und des Baubetriebshofes. Endstation für den Schnee war der Schützenplatz. Der könne dort in Ruhe wegtauen, sagt Volker Hempfing, Leiter des Bauhofes.
Nikolausberg: Feuerwehr im Räumeinsatz
Zehn Kameraden der Ortsfeuerwehr Nikolausberg waren am Sonnabend im freiwilligen Einsatz und damit nicht das erste Mal seit dem Wintereinbruch mit dem Schneeräumen beschäftigt. Ortsbrandmeister Reinhard Heepe mochte die Einschätzung der Ortsbürgermeisterin nicht teilen, dass der Ortsteil ganz gut zurecht komme und die Lage quasi im Griff sei. „Wer zu Fuß durch die Straßen gegangen ist, hätte gesehen, wie die Situation tatsächlich ist“, sagt Heepe.
Mit Schneeschiebern und Besen bewaffnet zogen ebenfalls am Sonnabend neun Mitglieder der Ortsfeuerwehr Geismar los, um problematische Stellen von Schnee und Eis zu befreien. Einsätze dieser Art gehören nun nicht zu den ureigenen Aufgaben ehrenamtlicher Feuerwehrleute. War die Stimmung trotzdem relativ gut? „Die Stimmung ist bei uns immer gut“, sieht Ortsbrandmeister Dirk Tetzlaff grundsätzlich keine Probleme bei der Motivation.
„Die, die kommen, kommen aus Überzeugung“, sagt der Ortsbrandmeister von Herberhausen, Thorsten Geisler. Neuralgische Punkte wie Bushaltestellen oder Straßen- und Gehwegbereiche, die durch den Winterdienst zugeschoben waren, hat die schnelle Eingreiftruppe im Ortsteil schneefrei gemacht. Alles mit der Hand. Zehn Kameraden waren dem Aufruf der Wehrleitung gefolgt. Seine Leuten hätten sich gesagt: „Wir machen das jetzt und fertig. Und dann gehen wir nach Hause“, verweist Geisler auf die schnörkellose und bündige Maxime.
Elliehausen: Stimmung und Wetter gut
In Elliehausen waren am Freitag und Sonnabend 14 Feuerwehrleute vor allem damit beschäftigt, Hydranten von Schnee und Eis zu befreien. „Meine Leute freuen sich, wenn sie raus können und Präsenz im Ortsteil zeigen können. Und außerdem gibt es wirklich schlimmere Einsätze“, vergleicht Ortsbrandmeister Georg Sattler. Die Stimmung sei, wie das Wetter, gut gewesen. „Die Maßnahme war sinnvoll und notwendig, da ein Auffinden und Freilegen der Hydranten unter den Schneemassen im Einsatzfall ansonsten zu erheblichen Verzögerungen geführt hätte“, gibt Sattler zu bedenken.
Die gute Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof lobt Detlef Koch, Ortsbrandmeister in Roringen. Auch seine zehn am Schneeräumeinsatz beteiligten Kameraden kümmerten sich primär um das Freihalten von Hydranten. Sie informierten fortlaufend die Mitarbeiter des Bauhofes darüber, welche Bushaltestellen und welche Kreuzungsbereiche dringend beräumt werden müssten. „Es war eine gute und angenehme Zusammenarbeit mit der Stadt Göttingen. Wir sind da, wenn man Hilfe benötigt und das haben wir für unsere Bürger und Bürgerinnen gern gemacht“, betont Ortsbrandmeister Detlef Koch.
Nesselröden: Autos unter Schneebergen
Und auch in der Region halfen sich die Menschen selbst, weil die Räumdienste und Bauhöfe kaum noch hinterher kamen. Schon vor einigen Tagen hatten sich beispielsweise Freiwillige in Nesselröden daran gemacht, die Straßen im Ort passierbar zu halten und „die Schneeberge aus dem Ort zu fahren“, berichtet Ortsbürgermeister Bernd Frölich (CDU). „Dabei hatten sie nicht nur mit den Schneemengen und darunter geparkten Autos zu kämpfen, sondern auch mit eingefrorenem Diesel in den Maschinen“, erzählt Frölich. Kai Klöppner, Arnold Rittmeier, Bernward Klingebiel, Sascha Nolte, Markus Leineweber und Simon Engelhardt hätten mehr als 100 Wagen voller Schnee aus dem Ort gefahren. Der Ortsbürgermeister fügt an seinen Dank im Namen des Ortsrates an die Freiwilligen auch gleich eine Bitte an die Einwohner hinzu: „Bitte schaufeln sie die Straßeneinläufe vor den Grundstücken frei, ansonsten drohen Überschwemmungen.“
Die Sorge um blockierte Abflüsse an den Gullys treibt auch die Fuhrbacher Ortsbürgermeisterin Beate Sommerfeld (Fuhrbacher Wählergemeinschaft) um. Auch war es aufgrund der Schneemengen auf den Gehwegen der Duderstädter Ortschaft kaum möglich, mit Kinderwagen oder Rollator zu laufen. Maik Sieber vom örtlichen Schützenverein hatte daher am Sonnabend die Idee für eine groß angelegte Gemeinschaftsaktion der Fuhrbacher. Kurzerhand wurden die behördlichen Genehmigungen eingeholt, so Sommerfeld und ein großes Team von Helfern samt passendem Gerät mobilisiert. Dem Aufruf in der örtlichen WhatsApp-Gruppe folgten viele Helfer, Landwirte, Mitarbeiter der Firma Vollmer und auch Mitglieder der Feuerwehr. Sie alle waren ehrenamtlich und unentgeltlich im Einsatz, freut sich Sommerfeld über das „tolle Gemeinschaftsprojekt“.
Fuhrbach: Riesengroßer Kraftakt
Am Sonntag, 14. Februar, waren die Fuhrbacher von früh am Morgen unermüdlich bis zum Einbruch der Dunkelheit im Einsatz, um die Schneemassen zum Schützenplatz im Ort zu schaffen. Vier Radlader, ein Bagger und etwa fünf Trecker samt Hängern und dazu die Feuerwehr räumten in Fuhrbach die Ortsdurchfahrten und die Gehwege frei. „Es war ein riesengroßer Kraftakt und eine großartige Leistung von allen freiwilligen Helfern. Einfach einmalig. Ich bin mächtig stolz auf soviel Engagement und Eigeninitiative der Fuhrbacher“, lobt die Ortsbürgermeisterin. Für die Helfer hatten die Fuhrbacher Schützenfrauen unter Einhaltung aller Corona-Auflagen den ehrenamtlichen Winterdienst mit Getränken und Wurstbroten versorgt, berichtet Sommerfeld weiter.
In Esplingerode haben sich Landwirte wie Frank Ullrich ums Schneeschieben verdient gemacht. Er nimmt seinen Einsatz mit Humor: „So ein bisschen Spaß im Winter muss man auch haben als Landwirt“, sagt er und ergänzt: „Und man wird auf einmal wieder von allen freundlich gegrüßt.“ Die Ortsvorsteherin Christa Kellner dankt „allen den Menschen, die Tag und Nacht versuchen, bei dem Schnee die Hauptstrecken des Verkehres frei zu bekommen, auch den Leuten von den Bauhöfen, die in den Städten und Gemeinden versuchen, den Schnee runterzubekommen“. Vor allem aber bedankt sich Kellner bei den Bauern, die mit ihren Treckern in den Dörfern den Schnee beseitigen.
Doch es gibt auch Kritik. So schreibt Lisa Müller aus Göttingen in einer E-Mail an das Tageblatt: „Der Schnee ist von einem Landwirt einfach in Privatgärten und auf dem Fußweg abgeladen worden. Fußgänger mussten über den am Straßenrand geschobenen Schnee mühsam auf die Straße klettern, um weiterzukommen.“
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Meine Leute freuen sich, wenn sie raus können und Präsenz im Ortsteil zeigen können. Und außerdem gibt es schlimmere Einsätze.
Georg Sattler, Ortsbrandmeister von Elliehausen